Die Schilddrüse 

Die Schilddrüsen produzieren und speichern Thyroxin (T3) und Trijodthyroxin (T4). Durch die Absonderung dieser Hormone wirken die Schilddrüsen sehr umfassend auf den Stoffwechsel, die Organentwicklung, das Wachstum und auf Teile des Nervensystems ein. Das T4 stellt das Reservoir für die Umwandlung in das aktive T3 dar, wobei dessen Bedeutung beim Hund nicht geklärt ist.
Hormonproduktion und Schilddrüsengröße werden durch zwei übergeordnete Regelsysteme gesteuert:
Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), schüttet das Thyreoidea-Stimmulierende-Hormon (TSH) aus. Je weniger T3 im Blut, desto mehr TSH wird ausgeschüttet, um die Produktion hochzufahren.
 Die Hypopyhse wiederum wird von einem Teil des Zwischenhirns reguliert, dem Hypothalamus, der das TRH, das Threotropin-Releasing-Hormon ausschüttet:

 

Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
 Die vermehrte Hormonproduktion bewirkt eine generelle Steigerung des Stoffwechsels. Sie wird beim Hund relativ selten beobachtet und tritt dann überwiegend im Zusammenhang mit Schilddrüsenkarzinomen auf. Allerdings kann sie auch als Durchgangstadium zu Beginn einer Unterfunktion der Schilddrüsen beobachtet werden. Hierbei handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Autoimmunerkrankungen, d.h. das Abwehrsystem geht (krankhafter Weise) gegen das eigene Schilddrüsengewebe vor. 

 

Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose)

Die Schilddrüse (Glandula thyroidea) ist eine schmetterlingsförmige Hormondrüse unterhalb des Kehlkopfs am Hals, die Hormone bildet. 

Bei einer Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) des Hundes werden zu wenige Schilddrüsen-Hormone produziert. 

In über 90 Prozent wird die Schilddrüsen-Unterfunktion durch eine erworbene Schilddrüsen-Entzündung, die sog. lymphozytäre Thyreoiditis - eine Autoimmunkrankheit (d.h. der Hund bildet Antikörper gegen das eigene Schilddrüsen-Gewebe) - oder eine Schilddrüsen-Entzündung unbekannter Ursache (idiopathische Thyreoiditis) ausgelöst. 

Andere mögliche Ursachen der Schilddrüsen-Unterfunktion beim Hund sind Erkrankungen der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), Schilddrüsen-Tumoren, die operative Entfernung der Schilddrüse, Jodmangel sowie eine angeborene Hypothyreose. 

Hunde größerer Rassen sind häufiger von einer Schilddrüsen-Unterfunktion betroffen.

Die Symptome der Schilddrüsen-Unterfunktion entwickeln sich meist über einen längeren Zeitraum. 

Der Mangel an Schilddrüsen-Hormonen fährt den Stoffwechsel runter: Der Hund wird zunehmend träge, leistungsschwach, müde und nimmt an Gewicht zu. 

Auch Haarausfall und eine verdickte Haut, die im Kopfbereich zu einem „traurigen Gesichtsausdruck" führt, können Anzeichen einer Schilddrüsen-Unterfunktion beim Hund sein. 

Die Erkrankung wirkt sich auf den ganzen Körper des Hundes aus: Der Herzschlag verlangsamt, es kann zu Muskelkrämpfen und Lähmungen kommen, sowie zur ausbleibenden Läufigkeit bei Hündinnen und zur Hodenverkleinerung bei Rüden. 

Der Tierarzt stellt die Diagnose anhand von Blut-Untersuchungen und Schilddrüsen-Funktionstests. 

Zur Behandlung der Schilddrüsen-Unterfunktion wird synthetisches Schilddrüsen-Hormon (Levothyroxin) als Tabletten verabreicht. 

Dieses muss der Hund täglich, wie vom Tierarzt verordnet und ggf. lebenslang, bekommen. 

Regelmäßige Kontroll-Untersuchungen beim Tierarzt sind wichtig, um den Verlauf der Schilddrüsen-Unterfunktion beim Hund zu überprüfen.


Ursachen:
 Erworbene Hypothyreosen

- durch Jodmangel in der Nahrung
- Viruserkrankungen


Hypothreose beim erwachsenen Hund
 primäre Hypothyreose

 Die Schilddrüse selbst kann nicht genügend Hormon produzieren. 

Obwohl diese Form der Hypothreose häufig vorkommt, bleiben aufgrund fehlender Diagnosemöglichkeiten viele Fälle unerkannt oder werden falsch behandelt. 

Als Ursachen findet man:
Autoimmunerkrankung
idiopathische Atropie (auf deutsch: Gewebeschrumpfung unbekannter Ursache),
Entzündungen
Tumoren
angeborene Schilddrüsenfunktionsstörungen
Zustand nach Schilddrüsen-OP
Zusatand nach Strahlenbehandlung der Schilddrüse
Medikamtenteneinwirkung
Extremer Jodmangel
starker Hormonverlust via Nieren oder Darm.
 Wenn auch beim Menschen deutlich mehr das weibliche Geschlecht von Hypothyreosen betroffen ist (10:1), so soll das Verhältnis weiblich : männlich beim Hund bei 2,5 : 1 liegen.

 

Als allgemeine Krankheitszeichen können auftreten:

Lethargier, Interesselosigkeit, vermehrtes Schlafbedürfnis, verminderte Ausdauer: Ein noch junger Hund wirkt plötzlich sehr alt.
trauriger Gesichtsausdruck
schmerzhafte Schluckstörungen
Wesensveränderungen (Reizbarkeit, Aggressivität)
Kälteempfindlichkeit
aufgedunsenes Gesicht
Gewichtszunahme bei gleicher Futtermenge
 Lahmheiten


Am Herz-Kreislaufsystem findet man:
verringerte Herzfrequenz
schwacher Puls
niederige Körpertemperatur
kalte Haut
  

Haut:
trockenes, sprödes, stumpfes Haarkleid
Schuppen
vorzeitiges Ergrauen
Haarverlust
Überpigmentierung der Haut
"Afghanenrute"
verzögerter Haarwechsel
  

Neurologische Störungen:
steife, langsame Bewegungen bis hin zu Lahmheit
Gesichtslähmungen
Störung des Gleichgewichtsorganes mit Kopfschiefhaltung, driftende Bewegungen
Kehlkopfstörungen mit Atemnot, Rasseln der Stimme
Störungen der Speiseröhre duch Erschlaffung

Störungen der Fortpflanzung:
verminderter Geschlechtstrieb
Unfruchtbarkeit
Ausbleiben der Läufigkeit oder verlängerte Läufigkeitsblutung
vermehrt Aborte, Totgeburten oder resorbierte Föten
Scheinträchtigkeit
Welpen einer erkrankten Hündin können mit Taubheit oder Herzfehlern geboren werden.
Gleichzeitig mit einer Autoimmun-Threoiditis werden auch Hodenentzündungen beobachtet. Die betroffenen Rüden haben kleinere Hoden, schlechtere Samenqualität oder sind steril.
 Nicht immer findet man alle diese Erkrankungnen. Manchmal stehen einzelne Erkrankungen an Organen oder Organsystemen im Vordergrund.

Die Diagnose

Bestimmung des Basalwertes von T4 oder freiem T4 (fT4): Oft verwendet, aber beim Hund sehr unzuverlässig
Messung von TSH im Blut: bei primärer Hypothreose ist T4 erniedrigt, TSH erhöht, bei sekundärere Hypothyreose umgekehrt.

 

Die Behandlung
Die fehlenden Schilddrüsenhormone werden künstlich zugeführt. Eine klinische Besserung sollte nach ein bis zwei Wochen eintreten. Das Fell sollte sich innerhalb von drei bis sechs Monaten normalisieren.
Die Gabe des syntetischen L-Thyroxin ist lebenslang notwendig. Die Dosierung ist dabei relativ problematisch. Der Hund benötigt einerseits fünf bis achtmal höhere Dosen als der Mensch, andererseits fehlen Daten zu Verlaufs- und Therapienkontrollen.
Die empfohlene Dosis liegt bei 2 mal 20 Mikrogramm L-Thyroxin / kg Körpergewicht täglich, d.h ein 30 kg-Hund bekommt morgens (nüchtern) und abends je 600 Mikrogramm L-Tyroxin. Auch wenn zu Beginn der Erkrankung noch Teile der Schilddrüse T4 produziert, muß diese Menge L-Tyroxin gegeben werden, da die Schilddrüse sehr prompt auf die von außen zugeführte Hormonmenge reagiert und ihre Tätigkeit einstellt.
 Nach rund vier Wochen sollte der aktuelle Thyroxin-Spiegel im Blut kontrolliert werden. Dies insbesonders, wenn keine sichtbare Verbesserung eingetreten ist. Der Hundhalter kann durch Beobachtung feststellen, ob der Hund hyperaktiv und/oder schreckhaft ist, sein Herzschlag erhöht ist, er abmagert oder Durchfall hat. Die Dosierung ist in solchen Fällen zu hoch.
Beim Hovawart stellt sich bei richtiger Dosierung wieder ein glänzendes, geschmeidiges und schuppernfreies Fell ein.
 Es gibt Hunde, die nicht genügend auf die Behandlung ansprechen. Dies kann verschiedene Ursachen haben: falsche Gabe der Tabletten (nüchtern geben, da sich L-Tyroxin an Nahrungskomponenten binden und somit unwirksam werden kann), Tabletten nach Verfallsdatum. Auch kann es sein, daß nicht jedes Präparat die gleiche Wirksamkeit hat. Desweiteren können andere Medikamente die Aufnahme von L-Tyroxin stören.

Die Vererbung
Bei der Entstehung einer primären Hyothreose ist eine starke genetische Komponente sehr wahrscheinlich. Beim Menschen gibt es keinen Zweifel an der Erblichkeit dieser Erkrankung. Die bisherigen Untersuchungen beim Hund deuten ebenfalls auf eine erbliche Disposition auf polygener Basis. Bei verschiedenen Rassen wurde ein gehäuftes Auftreten von Hypothyreosen festgestellt.

Das Resumee
Auch wenn das fehlende Hormon künstlich zugeführt werden kann: Das Hormonsystem ist sehr komplex und nicht immer gelingt es, alle Folgen des Hormonmangels dadurch zu beseitigen. Ein hypothyreoter Hund ist und bleibt krank, er büßt viel von seiner Lebensqualität ein. Nicht alle sprechen auf die Beahandlung an, viele Hunde werden gar nicht als krank erkannt.
 Durch züchterische Maßnahmen sollte diese Krankheit bekämpft werden. 


 

Copyright © by Sandra Balsat-Glasmacher * 14.07.2009 *

Nach oben